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Angst therapieren

Ein Therapeutisches Konzept (von P. Jöhren, O. Tarsaev, J. Jackowski, G. Sartory)

Die zahnärztliche Therapie von normal und krankhaft ängstlichen Patienten muss von der Forderung bestimmt sein, diese Patienten nach den gleichen zahnärztlichen, therapeutischen Grundsätzen zu behandeln, wie nicht ängstliche Patienten. Abzugrenzen davon ist die kausale anxiolytische Therapie, deren Ziel es ist, den Patienten zur Aufgabe seines Vermeidungsverhaltens zu bewegen und ihm einen Einstieg in eine dauerhafte zahnärztliche Betreuung zu ermöglichen.

Während normal ängstliche Patienten ihren Zahnarzt meistens regelmäßig aufsuchen, gehen Patienten mit einer Angsterkrankung erst dann zum Zahnarzt, wenn der Leidensdruck hinreichend stark ist und eine Behandlung unumgänglich erscheint. Auslöser können sowohl Schmerzen, aber auch Veränderungen im sozialen Kontext (neuer Arbeitsplatz, neuer Lebensgefährte etc.) des Patienten sein.

Diese Umstände erschweren häufig eine schmerzfreie Therapie, da bei dem Vorliegen von Entzündungen eine vollständige Schmerzausschaltung mittels Lokalanästhesie nicht gewährleistet ist. Erlebt der Patient im Rahmen dieser Notfallbehandlung Schmerzen, fühlt er sich in seiner Einstellung zur Zahnbehandlung bestätigt und wird sich einer weiteren Therapie nicht unterziehen.

Hier zeigt sich das große Dilemma in der Behandlung von Patienten mit einer Angsterkrankung. Die Vermeidung von Schmerzen während der Behandlung stellt daher gerade bei der Behandlung von Angstpatienten eine conditio sine qua non dar.

Viele Autoren haben bereits Empfehlungen gegeben, wie die ersten Behandlungsschritte bei ängstlichen Patienten aufgebaut sein sollten (Ingersoll 1987, Kent und Blinkhorn 1993, Klages 1998, Sergl 1998.). Zwischen normaler und krankhafter Angst wird dabei in der Regel nicht unterschieden.

So muss der Patient über die Intensität und die Dauer der zu erwartenden Schmerzen aufgeklärt werden, lässt sich ein Schmerz während der Behandlung voraussichtlich nicht vermeiden. Ein Überraschungsangriff oder die Unwahrheit in Bezug auf die anstehende Therapie werden von allen Angstpatienten als Vertrauensbruch gewertet. Das erforderliche Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient wird so nachhaltig gestört.

Hilfsmittel wie Ablenkung (z. B. durch die Belegung der Hörbahn mit Musik) oder die eingeräumte Möglichkeit, die Behandlung jederzeit zu unterbrechen, helfen dem ängstlichen Patienten, negative Gedanken zu verdrängen und sich auf die Zahnbehandlung einzulassen.

Ingersoll (1987) berichtet über verschiedene Studien, in denen ängstliche Kinder mit Erfolg durch Hörspielkassetten oder durch Videospiele, die auf die Decke projiziert wurden, von der eigentlichen Behandlung abgelenkt wurden.

Bei Patienten mit einer Zahnbehandlungsphobie reichen diese Empfehlungen in der Regel nicht aus, um die Angststörung zu beseitigen und eine Behandlung durchzuführen. Die meisten dieser Patienten suchen daher die Praxen mit dem Wunsch auf, unter Narkose behandelt zu werden.

Nicht immer lässt sich diese Behandlung in Allgemeinanästhesie umgehen. Dennoch werden auch andere Methoden diskutiert, die zur Behandlung von Patienten mit einer Zahnbehandlungsphobie alternativ eingesetzt werden können. Nicht alle dieser Verfahren sind geeignet, die Angst des Patienten abzubauen. Sie können aber hilfreich sein, eine z. B. anstehende Notfalltherapie bei einem Patienten mit einer Angststörung durchzuführen.

Auch die Narkose erlaubt zwar die zahnärztliche Behandlung der Phobiker, sie unterstützt diese aber in dem Vermeidungsverhalten und wirkt daher meistens nicht Angst abbauend.


Da nicht alle Methoden gleichermaßen in der Lage sind, die Angst zu reduzieren, wird hier folgende Einteilung vorgestellt: